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In mehreren Untersuchungen taucht der IKW tief in das Seelenleben von Jugendlichen und Erwachsenen ein und ermöglicht ein Verständnis dafür, was die Menschen in ihrem Leben bewegt, welche Rolle kosmetische Produkte bei Selbstfindung und Selbstwert spielen und wie die Zukunft der Schönheitspflege aussehen wird.

Selfies ungeschminkt

Die konstruierte Natürlichkeit der Jugend

Wurde früher spontan auf den Auslöser gedrückt, um mit Freunden die eigenen Erlebnisse in sozialen Netzwerken zu teilen, wird heute für ein perfektes Selfie so einiges getan. Denn Selfies sind nicht nur schöne Porträts. Selfies verraten anderen Menschen sehr viel über die eigene Persönlichkeit. 52 Prozent der Jugendlichen glauben, die wirkliche Persönlichkeit aus einem Selfie ablesen zu können. Dies ist ein Ergebnis aus der tiefenpsychologisch-repräsentativen Studie „Selfies ungeschminkt“ von Lönneker & Imdahl rheingold salon im Auftrag des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW).

Jugendliche inszenieren sich daher sehr bewusst für Selfies. Hierbei versuchen sie den Spagat zu schaffen zwischen einem eigenen individuellen Stil und dem Einhalten bestimmter geheimer Codes, die nur sie kennen aber nicht die Älteren. Denn für die Jugendlichen gilt: Hauptsache anders sein als die Eltern oder die Lehrer, von denen sie sich abgrenzen wollen. Durch das Einhalten der Codes zeigen sie auf der anderen Seite die Zugehörigkeit zu ihrer Generation. Denn nur sie wissen, was gerade angesagt und in ist. Besonders gelungen scheint ein Selfie, wenn die Inszenierung mehr nach Schnappschuss aussieht, der Hintergrund miteinbezogen ist, der Blick neben die Kamera geht und Mode, Look und Make-up eher unauffällig sind.

 

Inszeniert authentisch

Alles ganz natürlich also? Was entspannt und gelöst aussieht, entsteht in Wirklichkeit in einem aufwändigen Prozess, zu dem Styling und Schminken dazu gehören. 63 Prozent der Mädchen sagen, dass sie sich für ein Selfie schminken. Und auch 46 Prozent der Jungen stylen sich, bevor sie auf den Auslöser drücken. Für 53 Prozent der männlichen Studienteilnehmer ist die Bartpflege für ein gelungenes Bild sehr wichtig und 34 Prozent planen auch schon einmal einen Friseurbesuch vorab ein. Gemeinsam ist den Jungen und Mädchen, dass sie den betriebenen Aufwand verbergen wollen. Denn die Jugendlichen bewerten sich gegenseitig danach, ob ein Selfie gestellt oder authentisch wirkt. Besonders wichtig ist ihnen, nicht zu selbstverliebt und süchtig nach Anerkennung auf den Bildern zu wirken. „Abtörnend, wenn sich jemand stundenlang schminkt, nur um Selfies zu machen, ekelhaft“, erklärt ein Studienteilnehmer. Ein anderes Mädchen findet: „Authentische Bilder sind schön.“ Bildbearbeitung und Make-up bleiben im Idealfall unsichtbar.

Ganz besonders bei den Jungen soll die Unterstützung männlicher Schönheit mit Hilfe von Kosmetikprodukten auf keinen Fall zu sehen sein. Es besteht die Gefahr, „unmännlich zu wirken“. „Kann man nicht ernst nehmen“ und „Meine elfjährige Schwester würde darauf abfahren“ sind nur einige der harmloseren Kommentare zu Beispielen einer „schönen“ Selbstinszenierung der männlichen Jugendlichen.

 

Kontrollierte Sicherheit

Ein Paradox: Auch wenn die Hälfte der Jungen in der Studie angeben, dass Authentizität und Natürlichkeit ihr Ideal ist und mehr als die Hälfte der Mädchen behauptet, dass sie ein Selfie auch ungeschminkt posten würde – die Liste der Stylingprodukte, die die Jugendlichen für ein perfektes Selfie ganz selbstverständlich und nach eigenen Aussagen verwenden, spricht eine andere Sprache.

Make-up und Styling sind sehr wichtig, denn so gewinnen sie die Kontrolle über ein perfekt inszeniertes Selfie. Und Kontrolle ist Jugendlichen gerade in der sehr unsicheren Zeit der Pubertät sehr wichtig. So erhalten sie ein Gefühl der Sicherheit, das ihnen in vielen Teilen ihres Lebens abhandengekommen ist. Die vorliegende Studie bestätigt somit auch die Ergebnisse der vom IKW beauftragten Jugendstudie „Jugend ungeschminkt“ von 2016, die zeigte, dass die Verwendung kosmetischer Produkte das Selbstbewusstsein der Jugendlichen stärkt und Sicherheit geben kann.

Die Menge an Selfies, die die Jugendlichen machen, belegt dementsprechend den Wunsch nach einer kontrollierten Realität. Während 60 Prozent der Jungen Selfies eher spontan machen, geben 45 Prozent der Mädchen zu, mehr als 50 Mal auf den Auslöser zu drücken, bevor sie eines der Bilder posten. 18 Prozent machen sogar mehr als 100. Auch der Zeitaufwand für ein Selfie, bis das Ergebnis als zufriedenstellend bewertet wird, ist bei einem großen Teil der Mädchen sehr hoch. 40 Prozent der Mädchen brauchen 30 Minuten, 15 Prozent sogar eine Stunde und mehr.

Eine komplett inszenierte Natürlichkeit also? Was für viele Erwachsene vielleicht so aussieht, stellt sich in den Augen der Jugendlichen ganz anders dar. In Zeiten, in denen Filter und Contouring zum Selbstverständnis eines jeden Jugendlichen gehören, bedeutet Natürlichkeit für jeden etwas anderes. Die Inszenierung gehört für die Jungen und Mädchen heute einfach dazu, um in einer immer komplizierteren Welt zurechtzukommen.

Ihre direkte Ansprechpartnerin beim IKW

IKW Bereichsleiterin Schönheitspflege

Birgit Huber

Bereichsleiterin Schönheitspflege bhuber@ikw.org

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